Auch der kleinste Garten ist wichtig für den Artenschutz

Was Sie in Ihrem Garten für die Natur und Artenvielfalt tun können

Sie müssen nicht gleich einen Wald kaufen, um zu einem wirksamen Arten- und Naturschutz beizutragen. Wir haben Ihnen hier die wichtigsten Schritte zusammengestellt, die Sie in Ihrem Garten umsetzen können.

Am einfachsten: Wiese

Lassen Sie doch einfach  mal ein Stück Wiese wachsen! Mähen Sie nur Wege in Ihren Rasen und schauen Sie, was dann passiert. Im Spätsommer, wenn die meisten Blühpflanzen ihre Samen verteilt haben, können Sie die hochgewachsenen Stellen sensen und mähen und den Schnitt abtragen. Wenn Sie so mit immer den gleichen Flächen weiter verfahren, werden dort jedes Jahr neue heimische Blühpflanzen erscheinen.

„Unordnung“ ist Lebensraum

Räumen Sie Ihren Garten im Herbst nicht auf! Lassen Sie das Laub in Haufen liegen. Diese Laubhaufen sind wichtige Winterquartiere für Insekten und Igel. Schneiden Sie Stauden nicht zurück, denn an und in Ihnen überwintern Insekten. Im Frühjahr sollten Sie solche wilden Ecken nicht vor Ende April aufräumen, denn Igel schlafen so lange, bis es warm genug ist und sie in der Natur wieder Nahrung in Form von Würmern und Schnecken finden.

Mulchen statt Düngen und Jäten

Anstatt Unkraut zu zupfen und den Boden „ordentlich sauber zu harken“ mulchen Sie die offenen Stellen zwischen Ihren Stauden und Pflanzen. Zum Beispiel mit Rasenabschnitt und allen möglichen anderen pflanzlichen Resten. Der Mulch verhindert das Wachstum unerwünschten Beikrauts und ernährt den Boden. Außerdem wird so die Feuchtigkeit in der Erde gehalten und Sie müssen weniger gießen. Bodenlebewesen wie Regenwürmer und wichtige Einzeller können sich gut entwickeln und tragen zur Ernährung der Pflanzen bei. Sie können auf künstlichen Dünger verzichten und der Boden erholt sich. Umgraben schadet dem Boden.

Strukturreichtum schaffen

Machen Sie Ihren Garten zur Landschaft! Schaffen sie kleine Hügel und Täler und viele verschiedene Mini-Klimazonen mit verschiedenen Licht- und Schatten-Verhältnissen. Sorgen Sie für Bereiche mit hoher Boden- und Luftfeuchtigkeit und für Sonnenareale, die auch trockener sein dürfen.

Totholzhaufen anlegen

Totholz ist ein Lebensraum für unzählige Tiere! Besonders Käfer, Eidechsen und Wildbienen profitieren vom Totholz. Aber auch viele Moose und kleine Pilze fühlen sich hier wohl. Ideal ist ein großer Haufen aus Laubbaum-Holz mit Rinde, der viel Sonne abbekommt. Aber auch im Schatten und auch aus Nadelholz hilft so ein Haufen der Natur. Mit ein bisschen Kreativität kann ein Totholzhaufen auch sehr attraktiv gestaltet werden und zum „Hingucker“ werden. Wichtig ist, dass er über Jahre stehen bleibt und nicht umgeräumt wird. Käfer benötigen für ihre Vollständige Entwicklung bis zu drei Jahre! (Ein sehr schönes und hilfreiches Buch dazu: „Lebensraum Totholz“ von Werner David) .

Steinpyramiden bauen

In Steinpyramiden, die mindestens einen Meter hoch sein sollten, finden viele Tiere Unterschlupf und Schutz. Im Sommer wärmen sich die Steine auf und helfen Eidechsen bei der Vermehrung. Im Winter bieten sie ein sicheres Quartier für viele Insekten. Auch die Steinpyramiden können sehr attraktive Gartenelemente sein. Solche Pyramiden können auch aus Backsteinen oder alten Dachziegeln gebaut werden.

Sumpf- und/oder Teichzonen

Wasser ist ein wichtiges Element in jedem Garten. Je nach Ihren örtlichen Gegebenheiten nützen Sie der Natur mit einem Sumpfbeet oder einem kleinen Teich, in dem keine Fische schwimmen sollten (Fische fressen den Laich von Amphibien und die Larven von Libellen).

Magerbeete

Die größte heimische Blütenvielfalt wächst auf nährstoffarmen Böden. Deshalb tun Sie allen nektarsammelnden Insekten einen großen Gefallen, wenn Sie ein Magerbeet anlegen. Anleitungen dazu finden Sie zahlreich im Internet.

Nistmöglichkeiten

Noch wichtiger als Nistkästen sind für Vögel dichte Gebüsche aus heimischen Hölzern: Weißdorn, Schlehdorn, Pfaffenhütchen, Holunder, Wildrose und Haselnuss wären passende Gewächse für die Umrandung des Gartens. Diese Sträucher sorgen für Schutz (z.B. vor Katzen) und Nahrung (im Frühjahr Insekten, im Herbst und Winter Beeren).

Heimische Blüten über die ganze Saison

Insekten brauchen keine spektakulären, großblütigen Gartenblumen, sondern unsere heimischen Wildblüten! Geben Sie Kamille, Schafgarbe, Johanniskraut, Kornblume, Natternkopf, Flockenblume, Klatschmohn, Klee und den vielen anderen Wildblumen eine Chance. Am wichtigsten ist es, von März bis Oktober ein Blütenangebot zu haben. Die frühesten Blüten bieten die Kornelkirsche und wilde Krokusse, gefolgt von Haselnuss und Weiden. Die Wildrose beschließt die blütenreiche Zeit. Ab Juni beginnt in unserer ausgeräumten Natur das große Hungern der Insekten. Jetzt sollte es in Ihrem Garten bis in den Herbst hinein bunt blühen. 

Und Achtung: Was im Handel als „Insektenfreundlich“, „Bienenweide“ und „Schmetterlingswiese“ verkauft wird, hat in vielen Fällen nicht wirklich etwas mit Nützlingsschutz zu tun. Die Saatgut-Mischungen enthalten zwar viele bunte Blumen, aber die wenigsten davon nützen wirklich irgendeinem Nektarsammler. Kaufen Sie lieber gezielt Bio-Saatgut oder Pflanzen von bestimmten Arten, die Sie in Ihrem Garten ansiedeln möchten. Sehr schön und hilfreich ist dabei das Buch „Wildbienenhelfer“ von Anja Eder.

Übrigens: Der so beliebte „Schmetterlingsstrauch“ (Buddleja) ist nicht wirklich Insektenfreundlich. Bei Neupflanzungen ist es wesentlich besser, andere, heimische Blühgehölze zu wählen. (Genaueres zur Buddleja hier: http://region-hannover.bund.net/themen_und_projekte/schmetterlinge/schmetterlinge_brauchen_nahrung/)  Das Gleiche gilt für die Forsythie.

Vogelfütterung

Unsere heimischen Wildvögel finden in der „Natur“ längst nicht mehr genügend Nahrung. Es ist deshalb sinnvoll, die Vögel rund ums Jahr zu füttern. ABER: Vögel benötigen nicht einfach nur Fettfutter, Nüsse und Getreide. Für die Aufzucht ihrer Jungen brauchen Sie unbedingt eiweißreiche Nahrung, also Insekten, die NICHT durch das Füttern von Mehlwürmern ersetzt werden können. Mehlwürmer sind keine geeignete Nahrung für Nestlinge!

Sind zu wenig Insekten da, füttern die Vogeleltern ihre Jungen mit dem ausgelegten Futter, woran die Kleinen aber schlimmstenfalls sterben können. Deshalb hat eine Ganzjahresfütterung nur Sinn, wenn Sie gleichzeitig in Ihrem Garten die Insektenvielfalt fördern. Das tun Sie durch möglichst viele verschiedene heimische Blühpflanzen und natürlich durch den hundertprozentigen Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und künstliche Dünger.

Wenn reichlich Insekten vorhanden sind, füttern Vogeleltern diese eiweißreiche Kost an ihre Nestlinge und stärken sich selber an den Futterstellen mit Nüssen, Getreide und Fett. Legen Sie täglich immer nur so viel Futter aus, wie an einem Tag komplett weggefressen wird. Ein gutes Buch zur ganzjährigen Vogelfütterung: Peter Berthold/Gabriele Mohr "Vögel füttern, aber richtig".

Tränken aufstellen

Besonders in heißen Dürreperioden brauchen Vögel und Kleinsäuger wie Igel und Eichhörnchen gut erreichbare Wasserstellen, um ihren Durst zu löschen. Stellen Sie flache, stabil stehende Schalen auf, die täglich nachgefüllt und auch gereinigt werden. Für die ebenfalls durstigen Insekten sollten grobe Steine im Wasser liegen, auf denen sie beim Trinken sitzen können. Die Tränken sollten nie so tief sein, dass ein Säugetier (ab der Größe einer Maus) darin ertrinken kann. Auf jeden Fall sollten auch kleine Tränken eine Ausstiegshilfe haben.

Vorsicht Falle!

Vermeiden Sie unbeabsichtigte Tierfallen! Stellen Sie an allen Kellerlöchern und sonstigen „Abgründen“ stabile Ausstiegshilfen für Igel und andere Kleintiere auf. Lassen Sie niemals leere Gefäße (auch keine kleinen) mit der Öffnung nach oben draußen stehen. Wenn sich darin Regenwasser sammelt, können darin Tiere ertrinken. Besonders Eichhörnchen und Jungvögel finden in offen herumstehenden Eimern und Tonnen jedes Jahr zu tausenden einen unnötigen und qualvollen Tod. Decken Sie Regentonnen mit Gittern ab und installieren Sie stabile Ausstiegsmöglichkeiten aus Teichen und Tränken!

Eine Todesfalle für kleine Vögel sind oben offene Fallrohre von Dachrinnen und auch aufrecht oder steil schräg stehend gelagerte Rohre aller Art.

Roboter-Rasenmäher sollten niemals nachts oder in der Dämmerung laufen. Sie verursachen grauenvolle Verletzungen an lebenden Igeln.

Verwenden Sie draußen keine elektrischen Insektenfallen und auf keinen Fall gelbe Klebtafeln! Kleine Vögel bleiben daran hängen und können sich nicht mehr befreien.

Sorgen Sie für nächtliche Dunkelheit. Nachtbeleuchtungen vertreiben Eulenvögel und machen Nachtfalter orientierungslos.

Spiegelnde Fenster sind Todesfallen für Vögel. Bringen Sie VON AUSSEN viele kleine Fensterbilder an oder hängen Sie flatternde Bänder vor die Scheiben. Der beste Scheibenschutz für Wildvögel sind professionelle Insektenschutzgitter die an der Außenseite der Fenster angebracht werden und den Blick nach draußen nicht beeinträchtigen.