Ich gebe dir mein Wort!

 

Günter ist auf dem Weg vom Büro nach Hause. Er hastet durch die Fußgängerzone. Nicht, dass er es wirklich eilig hat, aber er ist es einfach gewohnt, in Eile zu sein und die ganzen anderen Leute vor ihm, hinter ihm und neben ihm sind auch in Eile. Außerdem ist Günter sauer. Mehr als sauer: Er ist getroffen! Bang! Dieser Meier hat es tatsächlich geschafft!

Vor seinem inneren Auge sieht er Meier als drahtigen Cowboy auf der menschenleeren, staubigen Hauptstraße eines Westernstädtchens stehen - die Hände nur zentimeterweit von dem Colts an seinen Hüften entfernt. Er würde unglaublich schnell ziehen. Und dann: Pow!

Günter fühlt, wie er in Zeitlupe über das linke Knie einknickt, während sein Oberkörper langsam nach hinten geworfen wird und sich seine Arme hoch in die Luft heben. Sich drehend kippt er zur Seite und gleich wird er Dreck fressen.

Er ballt die Fäuste in den Taschen. Dieser Meier hat ihn verarscht. Dabei hatte er ihm sein Wort gegeben! Günter zieht die rechte Faust aus der Tasche. Darin ein zerknülltes Blatt. Das Blatt auf dem ganz klar Meiers Wort steht.

Meier hatte ihm sein Wort gegeben. Und er war wie so ein Vollidiot darauf reingefallen. Wer weiß wie vielen Leuten Meier noch ein Wort gegeben hatte, und behauptet hat, es wäre seines! Von wegen Ehre! Das war alles nur ein mieser Trick. Dieser Meier ist sich nicht zu schade dafür, von hinten ins Knie zu schießen.

Wieder sieht Günter, wie er im Gegenlicht der untergehenden Sonne langsam zusammenbricht. Aus den umliegenden Häusern treten die anderen Ganoven, der Sheriff und die Bewohner des Städtchens hervor. Jetzt, wo alles vorbei ist, trauten sie sich heraus - diese Feiglinge - um zu glotzen.

Wütend schmeißt Günter den zerknüllten Zettel aufs Pflaster. Er ist geliefert!

 

Unser Tipp: Überlegen Sie sich gut, von wem Sie Worte annehmen!