Was ist ein Waldrand?

Wald ist ein lebendiges, sich ständig wandelndes Ökosystem. Ohne den Einfluss von Menschen würde sich jeder Wald mit der Zeit immer weiter ausbreiten, bis er wieder riesige Flächen eingenommen hätte. Dabei entstehen auch im Inneren des Waldes, zum Beispiel durch Stürme oder Brände, immer wieder neue kahle Flächen. Auch diese Flächen schließen sich mit der Zeit wieder.

Solches Waldwachstum vollzieht sich über die Randzonen. Der Waldrand ist also nicht das abrupte Ende einer baumbestandenen Fläche, sondern eine für die Natur sehr wichtige Übergangszone.

Hier wachsen auf relativ engem Raum diejenigen Arten von Pflanzen, die an andere Licht-, Wärme- und Bodenverhältnisse gebunden sind, als die ausgesprochenen Waldpflanzen.

Wir finden am Waldrand viele Büsche, Sträucher und niedrigwüchsige Pflanzen. Sie spenden Schatten, speichern Wasser im Boden und ermöglichen auf diese Weise, dass die schatten- und wasserbedürftigeren Waldbäume langsam nachwachsen können.

Am Waldrand ändert sich also nicht nur die Pflanzenwelt, sondern es sind auch besondere Boden- und Wasserverhältnisse vorhanden. Hier sind auch viel mehr und andere Tierarten zuhause als im Wald. Der Waldrand bietet den Tieren durch den niedrigen Bewuchs, die Sträucher und Kräuter mehr Schutz. Auch Licht und Nahrung sind hier reichlicher vorhanden als im Inneren des Waldes.

Natürliche Waldränder gehören zu den artenreichsten Ökosystemen.

Der Waldrand hat auch eine wichtige Schutzfunktion. Er bildet einen sehr effektiven Puffer, der die hohen Bäume des Waldes vor Wind, Austrocknung und Sonneneinstrahlung schützt.

Ein offener, abrupt endender Wald, wie auf dem Foto oben, bietet  Wind und Sturm die Möglichkeit, unter die Baumkronen zu fahren und Bäume zu entwurzeln.

Was viele nicht wissen: Bäume können Sonnenbrand bekommen. Sind die Stämme großer Bäume direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt und geht das womöglich noch mit Hitze und Dürre einher, dann nimmt die Baumrinde Schaden. Das kann so weit gehen, dass die Rinde auf der Sonnenseite vollkommen zerstört wird, abblättert und der ganze Baum stirbt. Jetzt, im spürbaren Klimawandel mit Hitze- und Dürresommern, sehen wir an vielen, nach Süden gewandten Wald-Enden ohne natürlichen Waldrand, auf solche Weise abgestorbene Bäume. Besonders die Buchen sind betroffen.

Natürlicher Waldrand hat eine wichtige Schutzfunktion

Je sanfter also der Übergang von der offenen Landschaft zum geschlossenen Wald, desto mehr Schutz haben die Waldbäume vor Wetterextremen. Deshalb ist eine naturnahe Waldrandgestaltung aus vielen Gründen sehr wichtig – für den Wald selbst, für den Artenreichtum und den Schutz des Bodens vor Erosion.

Ein natürlicher Waldrand gliedert sich, in der Wuchshöhe ansteigend, in eine Krautschicht, einen Strauchgürtel und den so genannten Waldmantel, also die äußersten Bäume, deren belaubte Krone bis weit nach unten reicht.

Außerdem ist so ein idealer Waldrand auch strukturreich. Das heißt, in ihm finden sich Totholz, Sumpf- oder Wasserstellen, Steinhaufen, Bereiche mit mageren und andere mit nährstoffreichen Böden und vielleicht sogar kleine Erdabbrüche mit steilen Wänden. Im Waldrand haben auch viele blühende Pflanzen ideale Bedingungen. Zahlreiche Insektenarten ernähren sich von den Blüten und Früchten und finden gute Nistmöglichkeiten. So ändern sich auf engstem Raum Licht-, Wärme- und Feuchtigkeitsverhältnisse, was vielen Arten von Tieren und Pflanzen ideale Lebensräume bietet.
Seltene Vielfalt an Laubbäumen

An Waldrändern wachsen Bäume, die Licht und Wärme lieben. Weichhölzer wie Pappel, Weide und Erle fühlen sich hier wohl, aber auch seltenere Laubbäume wie Feldahorn und Linde mögen das viele Licht. Nuss- und Obstgehölze, also Bäume, die Mensch und Tier Nahrung bieten, wachsen natürlicherweise am lichtreichen Waldrand.

Der Lebensraum Waldrand ist ein wichtiger ökologischer Trittstein für alle möglichen Arten, die sich nur über solche Inseln in unseren denaturierten Landschaften ausbreiten können. Viele Vogelarten brüten in Waldrändern und nutzen die Früchte der Sträucher als Nahrung. Wildbienen finden Nistmöglichkeiten und gleichzeitig genügend Nektar und Pollen. Libellen und Frösche nutzen Wasserstellen. Wärmeliebende Eidechsen und heimische Schlangen bewohnen sonnenbeschienene Steinhaufen. Im toten Holz können sich Pracht- und Bockkäfer vermehren. Schmetterlinge und Nachtfalter finden reichlich Nektar in blühenden Wildpflanzen. Sogar Fledermäuse haben hier ein Jagdrevier, in dem sie noch genügend Nahrung finden.

All diese Bedingungen bietet unser Artenschutz-Waldrand min-forest!